Mir wird gerade bewusst, dass ich jetzt wirklich seit zwei Tagen offiziell staatenlos bin. Wer hätte das gedacht? Adios, bis dann Deutschland. Ich habe mich aus meinem besten D-Land abgemeldet. Ja, das ist mir erst gerade so richtig bewusst geworden. Man betritt da Neuland. Aus Deutschland abgemeldet und schon vorher finanziell nicht gut aufgestellt?! Ein Zuhause habe ich auch nicht mehr. Ich bin nun Nomade, ohne ein „Zuhause“, zu dem ich zurückkehren könnte. Ich brauche einen neuen „State“. Weg von der Nabelschnur des Steuersystems. Ich will fliegen, bevor ich richtig laufen kann.
Alles ist wie umgekehrt.
Seit ich mit meiner Kunstmalerei richtig gestartet bin, musste ich lernen, alte Blockaden und Selbstzweifel zu lösen, die sich in den letzten zehn Jahren eingeschlichen hatten. Ich weiß nicht, ob ich immer den Hang hatte, es allen recht zu machen. Zumindest hatte es mich früher nicht gestört, doch es ist mir inzwischen bewusst geworden. Die fünf Jahre, die ich in einer Sekte verbrachte, haben Spuren hinterlassen. Der selbstauferlegten Demut und sich als Sünder zu sehen, war der Seele nicht zuträglich. Das Selbstvertrauen hatte gelitten. Alte Beziehungsnarben, Selbstzweifel… ach komm, was erzähle ich dir hier nur. Kennen wir das nicht alle? Die entscheidende Frage ist doch, wie man das Blatt wieder ins Positive wenden kann.
Um ehrlich zu sein, ist dies einer der Hauptgründe für meinen Aufbruch in die Welt. Ich will mir meine Wünsche erfüllen, bevor es zu spät ist. Aber vor allem wird es eine Reise zu mir selbst. Ein Akt des Mutes. Ein Sprung ins Unbekannte ohne Netz und doppelten Boden. Wird die Schwerkraft mich runterziehen und ich an den Klippen zerschellen, oder werde ich mir noch rechtzeitig bewusst, dass ich Flügel habe, um endlich wieder fliegen zu können?